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Back doch

Back doch

Es gibt hundert Dinge, die ich tun sollte. Stattdessen. Mir muss keiner etwas erzählen über Prokrastination. Kenne ich. Beherrsche ich. Oder sie mich. Die Verhältnisse sind hier nicht ganz klar.
Aber dieses Mal ist es etwas anderes. Ich bin dem Sauerteig verfallen. Ihm dankbar. Er hilft mir. Er erinnert mich. Er bringt mir vieles bei. Zwar nichts über Multivariantenanalysen, Patentanmeldungen oder den neusten Stand in Sachen Innovation, oder eben doch.

Wir hatten es schon öfter miteinander versucht. Mit nur mäßigem Erfolg. Für ein Bild bei Instagram reichte es. Aber wirklich gut war es nicht. Das Brot war nicht luftig genug, brach nicht auf, es fühlte sich nicht richtig an. Auf meiner Liste, der Dinge, die ich in diesem Jahr tun wollte, stand es richtig zu lernen. Ein Sauerteigbrotbackkurs bei Katrin. An einem Sonntag im Juni war es dann endlich soweit. Seitdem ist eine neue Zeit angebrochen.

Ein gutes Sauerteigbrot braucht Zeit. Das wusste ich auch schon vorher, aber jetzt habe ich erlebt, was das heißt. Das mit der vielen Zeit. So viel Zeit, dass sie sich über zwei Tage zieht. Vom Ansetzen, über das “Strech und Fold”, das ruhen lassen, das Formen und nochmals über Nacht in den Kühlschrank. Das gilt für sehr viele andere Dinge auch, die ich gerne sofort, jetzt und gleich hätte. Nur nie stand eine Erinnerung so präsent vor mir.

Überhaupt mag ich die Idee des ruhen Lassens als ein Faktor zum guten Gelingen sehr. Wenn Ideen nicht kommen wollen, wenn sich das Knäul im Kopf nicht auflöst, wenn vieles so gerade keinen Sinn macht, dann hilft mir der Gedanke, dass auch wenn augenscheinlich nichts passiert, es gerade in mir arbeitet. Sportler brauchen die Regeneration. Die Pause ist Bestandteil der Trainingsplans. Der Teig geht nicht auf, wenn er nicht die Zeit hat seine Autolyse zu betreiben und das gilt auch für gute Ideen, neue Projekte, komplizierte Fragestellungen.

Wenn ich alles genauso mache wie beim letzten Mal, haargenau, heißt das nicht, dass der Teig auch so wird. An etwas so Simplem wie einem Brot zu scheitern ist eine gute Lektion für die großen Dinge im Leben. Wie wenig ich in der Hand habe und wenn ich mich noch so sehr anstrenge, nach den Regeln spiele: Am Ende gelingt es oder eben nicht. In den seltensten Fällen geht alles nach Plan. Der Kontrolleur in mir macht sich eine Notiz.

Am Abend den Ansatz vorbereiten, am nächsten Morgen mit den anderen Zutaten mischen, kneten und falten, warten, kneten und falten, warten, kneten und falten, warten, kneten und falten. Ruhen lassen. Formen. Ruhen lassen und dann nochmals über Nacht in den Kühlschrank. Am nächsten Morgen erst den Ofen vorheizen, dann einschneiden, backen, Deckel runter, weiter backen und fertig ist das Brot. So ein klarer Rhythmus, eindeutige Vorgaben, was wann zu tun ist tut so gut. Mach dies, mach das, in dieser Reihenfolge – das kann sehr entspannend sein, wenn mir die Optionen gerade zuviel sind mit den vielen Möglichkeiten falsch abzubiegen.

Grob gesagt zwei Zutaten. Mehl und Wasser. Ein wenig Salz ist auch noch dabei. Aber eigentlich ist es das. Mehl und Wasser. Und am Ende ziehe ich einen Brotlaib aus dem Ofen aus bester Luftigkeit mit einer krossen Kruste, wie es sich gehört. Und das alles aus Mehl und Wasser. Es braucht so wenig. Ich brauche nicht das neue Kleid, den ergonomischen Schreibtischstuhl um besser zu arbeiten. Es ist doch alles schon da.

Natürlich gibt es sehr viele Dinge, die wichtiger sind zur Zeit und denen ich eigentlich den Vorrang geben sollte. Aber im Zweifel sage ich mir: Back doch.

Es braucht nicht viel

Da dieser Beitrag Marken-, Menschen- und Produktnennungen enthält und dies nach derzeitiger Rechtslage als Werbung gilt, kennzeichne ich ihn als WERBUNG. Ich wurde von keinem gebeten oder dafür bezahlt, diesen Text zu schreiben. Auf der Liste hatte ich schon immer einen Sauerteigbrotbackkurs bei Katrin. Ich habe den Kurs selbst bezahlt. Produkt-, Marken, Menschen oder Orte, die ich hier nenne, sind meine persönlichen Empfehlung und erfolgen im Rahmen meiner redaktionellen Themenauswahl auf stepanini. Jede bezahlte Kooperation wird als solche gekennzeichnet.

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