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Die Welt zu Gast bei Freunden oder: Ein Integrationskuchen

Die Welt zu Gast bei Freunden oder: Ein Integrationskuchen

schwarzer_sesam_kuchen (2)Geht eigentlich auch jemand gegen die Amerikanisierung des Abendlandes auf die Straße?

Mir kam der Gedanke, weil Halloween näherrückt. Dieser Tag, der heute so selbstverständlich erscheint, den aber zu meiner Kindheit kaum ein Mensch kannte oder bestenfalls nur aus amerikanischen Serien im Fernsehen.
Ich weiß noch, wie ich zum ersten Mal etwas hilflos einem Kind gegenüberstand, dass mich mit den Worten “Süßes oder Saures” fordernd ansah und dem schwer beizubringen war, dass ich wirklich nichts anbieten konnte, weil ich gerade auf den Trend der zuckerfreien Ernährung aufgesprungen war. Dass der auch aus diesem Land von über dem großen Teich kam, stieß dabei auf wenig Interesse.

Den Valentinstag haben sie uns auch übergestülpt. Gab es früher nicht. Nur ein paar hilflose Anläufe von Fleurop ihn uns näher zu bringen, die scheiterten, weil das Ziel der Steigerung des Blumenumsatzes wohl zu offensichtlich war. Aber jetzt haben wir ihn und was hat er verdrängt?
Eine eigentlich so schöne Tradition für Verliebte: Das Maibaum-Aufstellen. Nicht der große auf dem Dorfplatz. Sondern die kleinen, selbstgeschlagenen, die dem angeschwärmten Mädchen vor die Tür gestellt wurden. Viel besser, öffentlichkeits-wirksamer gleich dazu und mit weitaus mehr Pathos versehen als das, was heute geblieben ist als ultimativem Ausdruck der Zuneigung: Das Ändern des Beziehungsstatuses auf Facebook.
Mir vollkommen unverständlich, dass diese schöne Tradition in Vergessenheit geraten ist.
Dafür haben wir der Welt aber auch etwas zurückgegeben. Das Oktoberfest wird mittlerweile nicht nur in Hamburg und Berlin gefeiert, sondern auch in Nebraska, Tokio und Honolulu. Und deutsche Christmasmarkets sind der aktuelle Exportschlager. Der Siegeszug der German Bratwurst ist nicht mehr aufzuhalten.

Das nennt sich wohl Globalisierung. Die Welt wird kleiner. Sie verändert sich.

schwarzer_sesam_kuchen (3)Ich weiß noch, wie ich das erste Mal in Amerika war. Das war seltsam, weil es natürlich ein fremdes Land war und mir klar, dass ich gerade zum ersten Mal Schritte auf amerikanischen Boden setzte, aber gleichzeitig war mir vieles so vertraut, kam mir so bekannt vor. Klar. Aus dem Fernsehen. Ich bin mit Brownstone-Hausaufgängen groß geworden. Ich kannte die Garageneinfahrten aus Serien und wusste schon längst, dass man Joggingschuhe nicht nur zum Sport tragen muss. Bekanntes in der Fremde.

Nun also Halloween.
Wenn man nicht drumherum kommt, dann vielleicht wenigstens mit Stil?

Dieser Kuchen ist schwarz und macht sich vortrefflich auf dem Halloween-Party-Buffett. Man kann eine Glasur aus Matcha darübergeben für noch mehr Festtags-Effekt. Das Schöne daran ist allerdings, dass dieser Kuchen gut schmeckt. Das kann man nicht von allen Feiertagstauglichen Lebensmitteln, die zu diesem Anlass angeboten werden, sagen.

Schwarzer Sesam Kuchen
 [inspiriert von hier]

+ 150 Gramm schwarzer Sesam
+ 150 Gramm Butter

+ 150 Gramm Muscovadozucker
+3 Eier
+ 1 Prise Salz
+ 150 Gramm Mehl (ich habe Buchweizen genommen, normales geht aber auch)

Den Ofen auf 180 Grad vorheizen und eine Kastenform buttern. Den Sesam vorsichtig in einer Pfanne bei mittlerer Hitze rösten. Für ungefähr drei Minuten. Die Butter mit dem Zucker schaumig schlagen. Die Eier nach und nach unterschlagen. Die Prise Salz reingeben. Das Mehl unterrühren. Den abgekühlten Sesam mahlen. Es sollte eine leicht klebrige-pulvrige Masse entstehen. Unter den Teig heben. In die Kastenform geben und für 45-50 Minuten backen.
schwarzer_sesam_kuchen (5)
Schwarzer Sesam wird häufig in der asiatischen Küche verwendet und ist eine feine Sache, weil er nicht nur gut aussieht, sondern auch sehr nussig schmeckt. Nicht zu süß. Er gibt dem Ganzen eine knusprige Note.
Zudem ist eine asiatische Zutat in einem deutschen Rührkuchen zu einer amerikanischen Festivität ein wunderbares Cross-Over. Fusionsfood heißt das dann. Perfekt integriert könnte man auch sagen.

View Comments (7)
  • genau über diese Halloween-Sache und so manch andere eigentümlichen aber auch nachahmenswerten regionalen Bräuche, tauschte ich mich gestern mit Freunden auf einem langen schönen Herbstspaziergang aus. Du hast die treffenden Worte gefunden, ein guter Text! und so ein guter Kuchen, habe hier noch einen viel zu großen Beutel mit schwarzem Sesam, ich werde wie Anna gerne testen 🙂

  • Wie so oft, sprichst Du mir aus dem Herzen und dem Kopf! D A N K E. Und ich wiederhole, diese Beiträge bewegen etwas und vor allem mich und sehr.
    Herzlichste Herbstsonnengrüße von Erika

  • Liebe Stephanie, es freut mich riesig, dass dir der Kuchen geschmeckt hat (und dass ich dank deines Beitrags auch auf deinen tollen Blog gestossen bin!). Finde die Fotos auch total klasse – haben so etwas Dunkles, passt perfekt zur Jahreszeit!

    P.S. Bin auch ein riesiger Fan des Jao Body Oils!

  • Das sieht aber sehr lecker aus. Diese ungewöhnliche Zusammenstellung muss ich unbedingt mal ausprobieren. Schwarzen Sesam habe ich noch nie verarbeitet. Ich bin sehr gespannt. Danke dafür!!! 🙂

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