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Ich kann das alleine

Ich kann das alleine

mallorca - KopieEine Woche alleine sein. Nicht immer ganz alleine, aber die meiste Zeit. Das ist anfangs ungewohnt und ich werde immer ein wenig schräg beäugt dafür. Ob es denn an Freunden mangelt, das hängt ein wenig latent in der Luft. Nein, tut es nicht. Aber ich mag das alleine sein und das alleine reisen. Es ist eine selbst gewählte Einsamkeit und deshalb fühlt sie sich auch nicht einsam an. Es ist anstrengender, weil niemand zum anlehnen da ist, niemand, der einem alles abnimmt. Der andere ist oft doch auch eine Krücke und das Zusammenleben so in Fleisch und Blut übergegangen, dass das Zimmer und Haus für mich alleine zu haben, fast unverschämt wirkt. So viel Platz nicht gewohnt, so auf Rücksichtnahme trainiert, dass es sich die ersten Stunde anfühlt, wie ein zu großes Kleid. Es passt nicht und schlackert und nichts geht leicht von der Hand. Zurückgeworfen auf mich selbst bin ich dann und das ist ungewohnt und umständlich und nicht immer einfach anfangs, aber gut.
mallorca_3 - KopieUnd ich mag es, dass ich mich nur um mich kümmern muss. Ich esse, wann ich Lust habe zu essen und das worauf. Ich lege mich hin, wann immer mir danach ist. Ich bleibe im Museum so lange im Raum sitzen, wie es mir beliebt. Ich gehe nochmals um die Wegbiegung, die ich so schön fand und wenn es zehn Minuten braucht bis ich die richtige Einstellung der Kamera gefunden habe, dann stört es keinen Menschen. Ich verbreite gnadenlos sämtliche Schuhe und meinen Kofferinhalt in meinem Zimmer und vielleicht weil keiner da ist, den das stören könnte, packt mich irgendwann die Ordnungsliebe. Mal keine Rücksicht nehmen zu müssen, nach Herzenslust das zu tun, was ich will, alleine sein mit mir und meinen Gedanken. Da ist oft keine Stimmer außer der eigenen. Und doch habe ich mich selten so gut unterhalten. Einmal im Jahr. Fünf Tage.
mallorca_3Und ich zehre die restlichen 360 davon.

View Comments (16)
  • das kann ich so gut verstehen und nachvollziehen.
    solche zeiten, nur mit sich allein sind wunderbar.
    anders und wunderbar.
    aber vielleicht auch nur für menschen, die mit sich allein sein können.
    die sich selbst für eine weile genug sein können.
    wer weiss.
    ich jedenfalls geniesse meine zeit mit mir immer sehr.
    keine 5tage, dass würde familientechnisch nicht gehen, aber manchmal zwei. und manchmal reicht auch einer.
    aber fünf wären auch schön. ja. das wären sie.
    geniess deine!

    liebgruss
    eni

  • apropos: gestern gab es im wdr einen (wie ich finde) schönen west art talk über das alleinsein ua. vielleicht hast du lust, in einer alleinigen minute mal in der mediathek nachzusehen … 😉

  • Liebe Eni, stimmt. Mit Familie ist das schwieriger, aber es ist ja nicht die Länge. Hauptsache ab und zu. Und gut, dass Du dir die Zeit nimmst.

  • ja das stimmt, auch ab und zu – ein zwei tage – sind gut. sehr gut sogar.
    und irgendwann ist auch wieder zeit für mehr tage.
    und das schönste an solchen zeiten allein ist, dass man sich auch irgendwie wieder viel mehr auf die menschen um einen herum freut. so geht es mir zumindest. dann bin ich wieder bei mir und geerdet.
    im alltag verliert man sich selbst so oft. so schnell.

    liebgruss
    eni

  • find ich gut
    richtig gut
    sich selbst genügen
    nächste woche bin ich mit mir dran

    mach es gut, liebe s

  • Ich mag das auch. Nicht immer und ich habe es ewig nicht mehr gemacht, aber das “sich treiben lassen” hat schon was. Du hast es toll beschrieben. ich finde mich in jedem Wort wieder.
    Schöne Grüße
    Jutta

  • Wundervoll was du tust! Wie gerne würde ich dir nacheifern. Schon lange wünsche ich mir ein paar Tage allein zu sein.Nur für mich, am liebsten in einer Hütte, wo kein Mensch ist. Unmengen Papier, Stifte, kein Internet, Spaziergänge oder einfach vor der Hütte sitzen und die frische Luft genießen, die Umgebung beobachten. Auch bei mir geht es leider nicht. Doch dieses Jahr habe ich mir zwei Tage gestohlen. Ich werde nicht allein sein, aber ich werde ich sein können, unter Freunden.

  • allein sein ist wunderbar und schwierig zugleich
    wieder vermissen wissen
    es ist wie durchatmen und luft anhalten und ganz langsam ausatmen.
    wie schön du immer schreibst
    ich liebe das zu lesen
    ich sehe das kleid förmlich vor mir schlackern…

  • … welch schöner Post!
    Alleinsein brauche ich auch. mich selbst wieder hören, spüren. den Kopf leeren. und danach wieder viel aufmerksamer auch für die Anderen sein.

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