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inszeniert

inszeniert

698Der neuste Walser. Es geht um einen Regisseur, von dem es heißt, er sei mit “Prominenz gepanzert” und das sagt schon viel, wenn nicht gar alles, was es vor Lektüre dieses Buches zu wissen gilt. Nach einem Schlaganfall liegt er im Spital, verliebt sich in seine Nachtschwester, arbeitet weiter an der Inszenierung “der Möwe”, wird von seiner Ehefrau besucht und seiner Assistentin.
Es ist ein Roman erzählt in Dialogen und Briefen. Die Geschichte zwischen ihm und diesen Frauen und einem Freund und dessen Frauengeschichte. Es verschwimmt. Es ist so herrlich verworren. Es ist inszeniert.
Was dargestellt wird, das ändert auch etwas in einem selbst. Bei mir zumindest hat es das getan. Zuerst überwog die Wut auf diesen affektierten Herrn, leid war ich seiner Liebesschwüre und seinem Klagen, nur um dann doch zu sehen, dass Seite um Seite der Ausgang des Stücks nicht so vermeintlich klar, die Seiten nicht schwarz und weiß, sondern verschwimmend sind.
Und so wird dieses dumpfe Gefühl im Bauch und das klare Bild im Kopf verdrängt durch ein Verständnis für die andere und dafür, dass sich so vieles bedingt im Leben und die Frage nach Schuld oder Opfer seltenst eindeutig zu beantworten ist.
Es ist dünn, es liest sich leicht, fast heiter. Und lässt einen anders zurück.
Denn es macht etwas mit einem. Wie könnte es auch nicht. So ein Walser geht ja niemals nie spurlos an einem vorbei.

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