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und alles nochmal von vorn

und alles nochmal von vorn

Wie man mich sonst mit Wiederholung jagen kann. Wie ich Routine verachte. Wie mir alles Repetitive und dadurch so vorhersehbare zuwider ist. Wie er mein Tod ist, der ewig gleiche Trott. Und wie er mich bei den Jahreszeiten immer wieder begeistert. Weil die Wiederholung des ewigen Kreislaufes auch immer wieder viele erste Male mit sich bringt. Und auf erste Male, auf den Zauber des Neuanfangs lasse ich nichts kommen.

  • das erste Mal wieder den Bikini erst aus- und dann einpacken. Man könnte ihn gebrauchen. Und selbst wenn nicht, zieht damit schon dieses Gefühl, das Badesachen so mit sich bringen, ein. Das nach sechzehn sein und endlos langen Ferientagen an Badeseen. Nach diesem Gemisch aus Salzwasser und Lichtschutzfaktor, dem Geruch von Sonne auf der Haut.
  • das erste Eis des Jahres. Wenn es eigentlich noch viel zu kalt ist, aber das ist so etwas von egal, weil es ist das erste Eis und das geht quasi sobald keine Handschuhe mehr getragen werden müssen. Pistazie muss es sein. Und Vanille.
  • die ersten Erdbeeren im Supermarkt. Die vollkommen farblos und wässrig aussehen, die aber Vorboten sind und damit schon glücklich machen. Weil danach kommen die Heidelbeeren, die Himbeeren, Johannisbeeren, der Rhabarber, Mirabellen und noch so vieles. In jedem Fall deutlich mehr Auswahl als die zwischen Apfel, Birne und Orange. Und letztere ist mitnichten heimisches Obst, aber das sagt ja schon alles, nämlich dass es das nur im Frühling und Sommer gibt: Das Übervolle.
  • die ersten Tulpen zählen nicht, weil die sind schon mit Auszug des Weihnachtsbaums bei mir eingezogen. Trotzdem schön. Aber die ersten Ranunkeln kommen bald. Oder Lilien. Pfingstrosen.
  • dass es jetzt wieder heller wird, jeden Tag ein kleines bisschen mehr, ein kleines bisschen mehr vom Tag haben, mehr Zeit zum draußen sein, zum wach sein, zum da sein. Herausfinden was man mit sich anstellen soll und diesem Leben, dazu ist ja jetzt genug Licht. Endlich kann ich abends wieder laufen und noch ein Glas Wein trinken oder zwei und vielleicht doch noch kurz das eine oder andere erledigen und dann ist es immer noch erst dämmrig oder zumindest nicht schon seit sechs Stunden duster. Auf jeden Fall ist da dieser neu erweckte Tatendrang und der tut so gut nach der Winterschwere.
  • die Vögel, die morgens viel zu früh singen, aber es wird wohl einen Grund haben, dass in elektrischen Weckern Vogelgezwitscher einprogrammiert ist und so einen habe ich nicht, sondern nur das Iphone und jetzt eben die Natur, die jetzt wieder ihren Dienst angetreten hat und ihn viel sanfter verrichtet, dafür aber keine Snooze-Taste vorgesehen hat. Gut, man kann nicht alles haben im Leben.
  • die ersten Magnolien blühen. Wer sich Magnolien ausgedacht hat, diese zarte Schönheit, der verdient eine Preis. Und Flieder, diesen Duft. Das ist beides ungefähr unglaublich.
  • Sommerkleider tragen und die Vorstufe dazu: Zum ersten Mal ohne Jacke rausgehen. Nicht mehr eingehüllt von vielem Stoff und Schichten um Schichten, die schützen vor der Kälte und die jeden Gang zum Zeitungskasten zur Expedition werden lassen, sondern nur in ein paar Schuhe geschlüpft, also ganz nah dran an barfuß. Geht doch. Alles gleich viel leichter und freier.
  • die Fenster gekippt und etwas von dem Leben draußen zieht rein und das ist ein Vorgeschmack auf die Zeit, wenn es so ganz zerfließt, das Drinnen und Draußen, weil sie speerangelweit aufstehen die Fenster in der Hoffnung , dass ein Luftzug reinweht oder etwas Kühle, ein Brise.
  • das erste Mal wieder morgens auf dem Balkon des Espresso trinken. Sonst immer nur kurz dort ein paar Kräuter gezupft und schnell wieder rein und jetzt mit Jacke und Schal zwar, dem morgendlichen Hinterhoftreiben zusehen, wie Eltern ihre Kinder zu Eile ermahnen, Parkplätze frei und Hunde ausgeführt werden.

Ich weiß, es kommt in schöner Regelmäßigkeit jedes Jahr wieder. Aber ich freue mich immer wieder aufs Neue.

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