Gefunden, verletzt, geweint. Über ein Buch und seine Folgen
Wie ich Bücher finde? Das weiß ich nicht. Vielleicht weil ich ein wenig daran glaube, dass sie auch mich finden. Zur rechten Zeit.
Dieses hat mich gefunden. Ich habe es ausgesucht oder es mich. Wer weiß, dass schon so genau? Begegnet sind wir uns schon früher. So viele hatten davon erzählt. Sie hätten am Ende geweint. Es sei so bewegend. Ein Krebsbuch.
Es bewegt sehr. Es ist ein gutes Buch. Und ich habe geweint. Nicht, weil es um Krebs und um den Tod geht. Da wird mir wieder einmal klar, warum es so furchtbar sinnlos ist, Bücher zu beschreiben, indem man den Inhalt wiedergibt. Ob es um ein Mädchen oder einen Jungen geht oder um Krebs oder Leben, ob es ein Jugendbuch ist oder ein Roman ist so nebensächlich angesichts der Tatsache, dass Bücher entweder anrühren oder nicht. Und hier ist nicht Kafka überzustrapazieren, mit seinem Satz, dass ein Buch sein muss wie eine Axt für das gefrorene Meer in Dir, obwohl er Recht hat und dieses eines von denen war, auf die das zutrifft.
Es geht um Tod. Und um Leben. Es geht um Bedeutungslosigkeit, um Sinn. Nicht immer fortwährend und auf jeder Seite. Aber die wirklich klugen Bücher, die mich bewegt haben und verändert, sind nicht die, die mit Weisheiten um sich werfen und einen Aphorismus nach dem anderen abfeuern, sondern die Weisheit verpacken in Geschichten, kleine Erzählungen, Nebenschauplätze. Die Zeilen hinter den Zeilen. Daran glaube ich überhaupt. Die kleinen Geschenke, die Nettigkeiten, die einem wer auch immer, das Leben oder das Universum macht. Die so zwischendrin. Die so klein sind, dass sie so leicht zu übersehen sind und die immer dann kommen, wenn ich sie am wenigsten erwarte. Die da sind, wenn alles sonst so leer ist. Davon sind ganz viele versteckt in diesem Buch, verwoben in eine Geschichte, die leicht ist und schön und traurig und bleibend. Die etwas hinterlässt. Einen anders zurück lässt.
Ich habe es an einem Tag gelesen. Es war ein Samstag. Ich wollte ein Buch zum Vergraben. An nichts anderes denken, sondern nur versinken in einer Geschichte, wegschwimmen, eintauchen in ein anderes Leben, weil mein eigenes gerade nicht so passend war. Dabei ist es wie mit dem Reisen. Auch da holt man sich selbst immer wieder ein. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ich habe geweint am Schluss. Diese Art von schönem Weinen. Wenn sich Traurigkeit und Glücklichsein vermischen, weil sich etwas löst und es so greifbar ist, wie unfassbar das alles ist, das hier sein dürfen, und wie groß die Bedeutungslosigkeit des ganzen Herumgerenne, des wichtig sein müssen, wie himmelschreiend die Ungerechtigkeit, wie unendlich die eigene Machtlosigkeit. Hilflos gegenüber der schlichten Größe und Unglaublichkeit dieses Lebens.
Ein Satz darin heißt: „Man kann sich nicht aussuchen, ob man verletzt wird auf dieser Welt, aber man kann ein bisschen mitbestimmen, von wem.“
Man kann sich aussuchen und mitbestimmen, ob, von wem oder was man sich berühren lässt auf dieser Welt.
Dieses Buch wäre ein Anfang. Der Rest findet sich schon.
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Oh ja, wie sehr auch mich dieses Buch und besonders die von Dir zitierten Zeilen berührt haben. Und schon ist mein Morgen ein wenig heller. Vielen Dank für die Dienstagsfreude.
eigentlich wollte ich es gar nicht lesen. wenn ein buch in einem verkaufranking weit oben landet, bin ich schnell abgeschreckt. und doch ist es ein ganz wunderbares buch.
so auch dein zitat, dass ich gar nicht mehr vor augen hatte, das aber viel wahres in sich trägt.
schön, dass du es noch mal hervorgebracht hast.
komisch,
hatte mich unglaublich auf dieses neue buch von john green gefreut, sogar direkt als hardcover auf englisch VORBESTELLT als es rauskam. aber es hängt den anderen büchern von ihm so hinterher…. lies unbedingt „papertowns“ oder auch alle anderen von ihm! papertowns ist bei mir voll von knicken…
ich hatte es schon hundert mal in der hand – jetzt werde ich es kaufen! ich bin sehr gespannt!
danke…das brauchte ich heute.
Das hast du toll geschrieben – danke.
liebe Grüße aus Wien,
Judith
Kann Dir nur zustimmen. Ein Buch das einen gar nicht mehr loslässt. Und das ich sicherlich noch einmal lesen werde. „Looking for Alaska“ hat mir auch ganz gut gefallen. Danke für die Erinnerung …
wie weh sie oft tut, die frage nach dem inhalt, wenn ich mich in eines verliebt habe.
ich bin gespannt auf dieses.
Mir ging es ganz genauso bei diesem Buch. Es hat mich lange keins mehr so berührt wie dieses.
Oh ja das Buch ich habe es geliebt, nein ich liebe es, welches mich danach wieder so richtig gefangen hat war Wunder R.J. Paladin auch so eins zum versinken, wieder auftauchen und merken das Leben ist gar nicht so schlimm, nein es ist wunderbar.. Hab einen schönen Start ins Wochenende
Schön was Du schreibst. Das Buch war mir allerdings zu amerikanisch, zu konstruiert. Sally Nicholls „Wie man unsterblich wird“ hingegen hat mir das Herz zerrissen.
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