5. September

aufgelistet: Routinierte Gewohnheiten, die niemals nie in Frage zu stellen sind

Man entwickelt so seine Angewohnten im Leben. Man könnte auch sagen Eigenheiten. Dann vergisst man im Laufe desselbigen, wo die eigentlich herkommen, stellt sie nicht mehr in Frage und denkt irgendwann, macht doch jeder so.
Ich habe den kleinen Spleen möglichst wenig Geschirr zum Kochen zu verwenden. Ich bin nicht sonderlich stolz darauf, aber ich kann sagen: Ich habe das perfektioniert. Diese, wie manche sagen, Eigenart habe ich entwickelt, weil ich zu Studentenzeiten die Möglichkeit an Erasmus-Programmen teilzunehmen, maximal möglichst ausgereizt habe. Wenn man Sprachen studiert, bietet sich das auch an. Ich war in London, Madrid und Barcelona. Und zwar jeweils nicht nur für ein Semester, sondern die sich anschließenden Ferien gleich eingeschlossen. Was zur Folge hatte, dass ich erst am allerletzten Wochenende vor Semesterbeginn wieder in Deutschland eintraf. Was wiederum für die Wohnungssuche bedeutet: Das nehmen, was übrig bleibt.
Es ist mühsam zu erwähnen, dass das nicht viel ist.

Einer der ersten Wohnungen, die ich notgedrungen nehmen musste, weil nichts anderes mehr zu bekommen war auf die Schnelle, war eine 8-er Wohngemeinschaft. Offiziell. In dieser Wohnung traf ich immer wieder auf Menschen, die sich dort mit einer Selbstverständlichkeit bewegten, dass ich mir nie ganz sicher war, ob die nicht auch hier lebten. Und das waren mehr als acht. Zu sagen, dass das mit den Putzplänen nicht funktionierte, wäre eine schamlose Untertreibung. Aber ich musste nehmen was da war und für übergangsweise drei Monate war das mein Zuhause. In zwölf Wochen muss man auch etwas essen. Mit Studentenbudget geht das nicht nur auswärts oder Take-away. Manchmal muss man auch kochen. Das war aber eine Küche, in der man nicht kochen wollte, weil alles was ich im Biologieunterricht über Bakterienkunde, Schimmel- und Keimbildung verpasst hatte, konnte ich hier praxisnah erforschen. Sie war voller Leben, wie es so schön heißt. Aber nicht von dem Leben, dass man meint, wenn man gute Küchenparties beschreibt. Es war ein Ort, den man mit zwei Zielen betrat: Nur möglichst kurz verweilen und möglichst wenig berühren. 
So entwickelte ich den Strammen Max, der keiner Pfanne bedarf, weil auf dem Blech, auf dem das Brot getoastet wird auch gleich das Spiegelei vor sich hinschmorrt. Einmal umgeschlagen spart man sogar den Teller. Und ist in zehn Minuten wieder in der Sicherheit des eigenen Zimmers.

Das alles-auf-ein-Blech-stapeln-und-in-den-Ofen-schieben mache ich noch heute so. Auch wenn ich jetzt eine eigene Küche und sehr viele saubere Pfannen und Töpfe mein eigen nenne. Aber das ist drin. Und geht so schnell nicht mehr heraus.

Einiges, dass vielleicht Gewohntes in Frage stellt, dass hinterfragt, den Dingen auf den Grund geht. Warum man etwas tut, wie man es tut, was man da überhaupt gerade tut, ob man weiß, was man da gerade tut – da kann man mal genauer hinsehen. 

  • Babe Vibes ist ein Netzwerk kreativer Frauen. Die Kombination der Worte „Netzwerk, kreativ und Frau“ alleine lässt mein Herz schon höher schlagen, weil jedes einzelne schon wundervoll ist und in deren Kombination unglaubliche Dinge entstehen können. Die Babe-Vibes-Damen haben den Pep Talk Generator gebaut. Manchmal braucht man im Laufe des Tages einfach ein paar gute Worte und die gibt es dort. Gratis. Sie führen gute Interviews und haben ein kleines Buch gemacht, in dem es nur darum geht, wie man auf sich selbst achtet, diese eigentlich sehr selbstverständliche Sache, die allerdings häufig sträflichst vernachlässigt wird. 
  • Man drückt täglich auf seinem Computer sehr viele Knöpfe. Zwischen all diesem in die Tasten hauen, sollte man einfach mal so diesen drücken. Gerne auch diesen. Oder hintereinander. Um zu sehen, ob sich etwas verändert hat.
  • Was eine Frau. Ich bin ein großer Clairette-Fan. Nach dem Lesen dieses Interviews mit ihr dürfte dies jeder sein. Wie sie Mode feiert, lebt und zelebriert ist alleine schon großartig und sehr inspirierend, aber dann ist sie auch noch witzig, gut witzig, wahnsinnig sehr gut witzig. Eine sehr anziehende Kombination.
  • Dieses Interview mit Erika Pluhar. Solange man lebt, muss man sich auch immer wieder mal rütteln und schütteln lassen von allem Möglichen, wovon man dachte, es wäre schon vorbei.“
  • Prokrastination, darüber hatte ich es schon oft. Damit hadere ich noch immer. Da will man so vieles machen und rafft sich dann doch nicht auf. Ein nettes Video dazu. Nett verpackt, erklärt es einiges. Es ist doch ganz leicht.
  • Angesichts der Nachrichtenlage bin ich oft sprachlos, manches Mal verwirrt. Ich kann die vielen Nachrichten nicht einordnen, sortieren. Ich möchte verstehen, begreifen und bin oft einfach nur überfordert von all denjenigen, die in ihren Timelines sich empören, ereifern, genau wissen, was zu tun und was zu lassen ist. Einer hat Ruhe hereingebracht für mich. Alain de Botton, den ich sowieso verehre. Er hat ein Buch geschrieben über den richtigen Umgang mit Nachrichten. Und in diesem Vortrag erläutert er einiges. Wem der Talk zu lange dauert: 12 Werte von ihm, wie man besser durchkommt im Leben. Ganz leicht erklärt, so schwer manchmal. Und doch mag ich sie alle so sehr.
  • Warum das mit mir als Ärztin nichts wurde, ist mir klar. Aber warum bin ich nicht französische Patissier geworden? Oder Winzerin? Warum nicht Schneiderin? Es gibt die Möglichkeit, sie zu leben die kleinen, großen Lebensträume. Reinzuschnuppern. Für eine begrenzte Zeit.  Ins kalte Wasser springen, aber mit Rückfahrticket. 
  • Ein Video, das mich sehr bewegt. Über ein kleines Dorf in Italien. Ein kleines Dorf in Italien, das einfach gemacht hat und ich halte daran fest, dass so vieles möglich ist, möglich sein muss. Menschlich sein, pragmatisch sein. Und wenn ich wieder gegen Bürokratiegrenzen renne, erinnere ich mich daran. Und das Geduld so wichtig ist, siehe oben. Hilft auch manchmal.
  • Zum Abschluss noch Musik. Götz Alsmann und Tex. Ich mag beide (Tex einen Ticken mehr, weil er eines meiner ultimativen Lieblingslieder von ihm ist. Dieses auch), auch wenn ihre Musik so unterschiedlich ist. Aber sie eint, dass sie beide leidenschaftlich und hoffnungslos verfallen sind, dem was sie tun, dass sie ihre eigene Richtung, ihren eigenen Weg gehen. Leidenschaftliche Menschen üben immer eine große Anziehung auf mich aus. Weil das groß ist. Genauso groß, wie dieser Satz von Tex über seine Musikabende, der so ganz selbstverständlich auf den Punkt bringt, worum es geht: „Man ist von etwas begeistert und feiert das dann einen Abend lang.“

Und jetzt: Weitermachen wie immer. Oder auch nicht. Alles ganz anders machen. Oder auch nicht. 

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2 Responses

  1. Susanne sagt:

    Tolle Liste mit viel Inspiration! Bitte weitermachen!

  2. Ragni sagt:

    Jaa, von Claire bin ich auch ein Riesenfan. Jeder ihrer Artikel ist total lesenswert und so voller Witz. Schön, dass wir diese Leidenschaft für sie teilen. 🙂

    Liebst,
    Ragni x

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