Strategiewechsel
„Zu trinken, um den Lärm im Kopf zu beruhigen, um die Schuldgefühle, Unsicherheiten und zurückgehaltenen Vorwürfe handhabbar zu machen, die übertriebenen Erwartungen an sich selbst oder das Gefühl der Bedeutungslosigkeit zu bewältigen, ist eine ganz und gar unsinnige Strategie.
Die Wahrheit ist, dass man dem Leben nichts, rein gar nichts abringen muss, keine einzige Erfahrung und erst recht keine Karriere, keine großen Ideen, Werke oder Bücher. Die Wahrheit ist, dass das Leben immer schon genug ist.“
aus: Nüchtern: Über das Trinken und das Glück von Daniel Schreiber
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„das leben ist genug“ halte ich für eine sehr nüchterne und entspannte erkenntnis – ich frage mich nur ob man dafür wirklich zuerst trinken muss …
„Das Leben ist genug“ ist für mich ein Satz – und deshalb habe ich ihn mir herausgeschrieben – der sich für mich leicht sagt, aber schwer lebt. Ich habe das in dem Post zuvor versucht zu erläutern. Menschen sind unterschiedlich. Manche trinken um zu verdrängen. Ich denke manchmal, dass ich unbedingt dieses eine Kleid brauche, oder mehr leisten muss oder irgendwas vollbringen, hinterlassen und wenn ich genau hinsehe, dann liegt dem eben ein Gefühl von ungenügen zugrunde. Mich selbst als ungenügend empfinden, mein Leben als ungenügend. Dann zerstreue ich mich zwar nicht mit Flaschen von Wein, sondern mit Unmengen von Schokolade, zu langem ausgehen, stürze mich in Arbeit, verkrieche mich mit Serien oder fliehe in Fantasiewelten durch Bücher. Die Fluchtwege sind vielfältig, die die Menschen wählen. Bei einigen Alkohol,, bei anderen etwas anderes. Aber das Motiv ist identisch. Das hat diesen Satz für mich so wertvoll gemacht. Und ohne den vorherigen Zusatz ist er für mich nicht so viel wert.
Das empfindet jeder anders.
Das ist das Geschenk der Sprache. Ganz nüchtern.
Liebe Grüße
Stephanie
Das Leben ist immer schon genug…
Was ein wunderschöner und wertvoller Satz, liebe Stephanie. Genau so ist es doch eigentlich und trotzdem machen wir es uns gerne selbst viel zu schwer. Wenn wir all die Energie, die wir in unsere Unsicherheit stecken, umkehren und zu etwas Positiven machen würden, könnten wir viel mehr nach diesem Zitat leben. Alltagsbereicherung statt -flucht… das wäre doch was!
Ganz liebe Grüße,
Ylva
Mit kranken Kind dieses We wird der Satz wieder umso mehr lebendig. Ja das Leben ist gut und genug und manchmal auch fordernd. Hab ein gutes Wochenende!