Vom Beginn des Sommers
Amerikanische Universitäten geben eine Sommerbuchempfehlung. Die Idee dahinter ist die, dass die Studenten gleich zu Beginn des neuen Semesters über etwas Gemeinsames unterhalten können. Ich habe mein eigenes Sommerbuch. Nicht, um mich mit jemandem darüber zu unterhalten, wobei das auch immer nett ist. Aber ich habe immer ein Buch, das für mich den Sommer einläutet. Die Zeit, in der es ein wenig ruhiger zugeht, in dem allem das Tempo genommen ist, weil entweder immer jemand im Urlaub ist, weil klar ist, dass vor Anfang September sich eh nichts tun wird oder es einfach zu heiß ist für kühne Pläne und großen Eifer. Weil die Fenster immer geöffnet sind und zuviel Leben eindringt in die miefigen Büroräume, weil es alle Menschen nach draußen zieht. Weil ich mehr Energie habe, nochmals rausgehe, mich an die Isar setze, weil ich Radfahren kann und am Fluß sitzen und in die Berge und schwimmen und nichts tun und selbst wenn ich arbeiten muss fühlt es sich nicht so an. Und am Anfang zu alldem steht bei mir immer ein Buch.
Das mag noch aus der Zeit kommen, in der es Sommerferien gab, die sich so lange zogen, gefühlte endlose Wochen, die sich dehnten wie Kaugummi, aber schon da halfen mir Bücher, wenn ich sonst nichts wusste wohin mit mir in dieser Welt und diesem Leben.
„Vom Ende der Einsamkeit“ lag schon seit dem Winter auf einem meiner Bücherstapel. Aber irgendwas kam immer dazwischen. Dann war es Mitte Juni und es fühlte sich zum ersten Mal so leicht an und ich hatte nichts zu tun oder das was zu tun wäre so gekonnt beiseite geschoben, dass ich nur das Buch und die Hängematte hatte und es war Sommer. Erst einmal war Abend, weil ich nicht aufhören konnte zu lesen. Es ist schwer, aber auch leicht, traurig und gleichzeitig so zuversichtlich. Es ist eines der Bücher von denen man nicht möchte, dass sie aufhören. Ich hatte mich so gewöhnt an Alva, Marty, Jules und Liz. Ich wollte so, dass es gut ausgeht. Ich habe geweint, weil es das nicht immer tat.
Der Sommer hat begonnen.
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Mich hat dieses Buch sehr berührt… absolut empfehlenswer
Auch ich LIEBTE dieses Buch!