um mich geschehen
Ich kaufe Bücher auf Vorrat. Mit Büchern ist es wie mit Kleidern. Wenn ich dieses eine ganz bestimmte sucht, finde ich es bestimmt nicht. Aber dafür die perfekte Chino. Also einfach immer mitnehmen, was passt und gefällt. Die guten Dinge finden einen von selbst.
Dem gleichen Prinzip folgend, packe ich immer jedes Buch, das mich irgendwie anspricht, ein. Für später. Der Bücherstapel neben meinem Bett löst somit eine beruhigende Wirkung auf mich aus. Er wird nie kleiner.
Dafür stellt sich dann, analog zur Kleiderfrage, die, welches als nächstes dran ist. Viele wieder verworfen und zum Schluss standen das nicht mehr ganz so neue von Zeruya Shalev zur Auswahl oder eines, das ich beim Weihnachtsmarkt in Berlin entdeckt hatte. Die Frau, die allein ein ganzer Tisch war.
Der Titel war es, in den ich mich gleich verliebt habe. Und dazu kommt es von einem kleinen Verlag, ist ganz wunderschön und liebevoll gesetzt. Wie die Bücher der Büchergilde. Und damit war es um mich geschehen und das Buch gekauft.
Abends die erste Seite angelesen. Weggelegt. Doch Shalev. Am nächsten Tag doch noch eine Seite gelesen und wieder der Wunsch, doch mit einem anderen zu beginnen. Zu verwirrt der Text. Dieses nicht wissen, wer hier gerade spricht, machte mich nervös. Einzig die Tatsache, dass ich das Buch mit ins Cafe genommen hatte und der Cortado noch nicht getrunken war, lies mich weiterlesen. Aber dann auf einmal, war es passiert. Gefangen. Ungern weggelegt, bei jeder Gelegenheit wieder dazu gegriffen, in zwei Tagen gelesen und Tränen in den Augen gehabt auf den letzten Seiten. Wegen der Zärtlichkeit, die mitschwingt und sanft und leise in einen hereinkriecht. Weil Realitäten sich verschieben. Ganz unbemerkt. Es ist wie ein nicht aufhörender Traumzustand oder besser noch, dieses Gefühl morgens, wenn man nicht weiß, ob man schon wach ist oder noch träumt. Und es weckt diesen unbedingten Wunsch beschützen zu wollen, ein Mitgefühl für einen Menschen, den ich doch nur aus den Buchseiten kenne. Und wenn ein Buch das schafft: Gefühle zu wecken und eine Perspektive zu ändern, dann ist mehr geschehen, als gemeinhin zu erwarten ist.
Kurz inne halten. Und auf zum nächsten.
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auf mich warten auch noch einige bücher um gelesen zu werde,hast du schön gesagt
Danke…immer wieder berührend wie du schreibst.
“ Rezensionen“ wie ich sie liebe.
Nichts verratend und doch viel gesagt…
ich freue mich immer so über deine geschickt geschlungenen worte
Danke liebste Alma. Gerade weil es von Dir, Feinsinniger kommt, freut es mich so.
Und zu hören, dass Du ein schönes Silvester hattest. Auf dass, es nur der Auftakt war, in ein großes Jahr.
Oh danke. Das freut mich. Meist ist es doch nicht die Geschichte, sondern die Sprache, die Atmosphäre, die ein Buch ausmacht, oder? Für mich zumindest. Ob ich mir eines über Schizophrenie gekauft hätte? Ich glaube eher nicht. Hab es gut.
Bücherstapel mit beruhigender Wirkung. Ich habe noch nie über meine Stapelei nachgedacht, sie begleitet mich schon ein Leben lang. Im, auf, neben dem Bett. Und ja, in der Tat. Beruhigend. Schön, Deine Worte. Wie immer. Und: Das Buch macht mich wieder neugierig.
es kommt bald zu Dir 😉
Ooooooooh! Und ich war schon ganz enttäuscht, daß ich es wegen vergriffen, kleine Auflage, wasweißich nicht einfach bestellen konnte. Was für ein Glück!