das was ich am besten kann: Das gepflegte Nichtstun zelebrieren
Das mit dem Prokrastinieren ist so eine Sache. Mit den 25 Minuten habe ich zwar einen Weg gefunden, mich zu überlisten. Aber das gelingt nicht immer. Ich bin auch nicht geheilt. Ich werde es niemals sein. Und muss es auch gar nicht.
Die Erkenntnis habe ich aus diesem Buch und genau dafür liebe ich es. Weil es im Prokrastinieren nichts Pathologisches sieht, das behandelt werden muss und den Irrglauben nimmt, dass Vorsichherschieber auf einmal zum tüchtigen Buchhalter mutieren. Dafür räumt es auf mit dem Vorurteil, dass Prokrastinierer faule Zeitgenossen sind. Und das ist wichtig. Für mich.
Nicht wegen dem, was andere sagen. Sondern weil ich selbst mein größter Ankläger bin. Dann sehe ich nur den Stapel unbearbeiteter Papiere, unter dem auch irgendwo dringend zu bezahlende Strafzettel schlummern, den Brief der Uni, die nach der Masterarbeit fragt, die Präsentation, die immer noch nicht fertig ist, die Mails, die ich schon lange beantworten sollte, Artikel, die längst abgegeben sein sollten. Und da ist es: Das Gefühl des totalen Versagens.
Dabei stimmt es nicht: „Jeder schafft jede beliebige Menge Arbeit, vorausgesetzt, es handelt sich nicht um die Arbeit, die von ihm erwartet wird,“ schreibt John Perry. Und alleine für diesen einen Satz lohnt es sich das gesamte kleine Buch zu lesen.
Danach ist die Relation zurechtegeruckt. Ich beispielsweise schaffe jede Menge: Ich schreibe diesen Blog, ich koche und backe, mehr als ich jemals essen kann, ich lese in einem Monat mehr Bücher als manche Menschen in einem ganzen Jahr, ich arbeite und erfülle mir nebenbei meine Träume und verdammt ich lebe, was alleine schon viel zählt.
Das alles tue ich und ja, ich schiebe auch immer vieles vor mir her. Weil ich eine ganz eigene Prioritätenliste habe. In der ich auch darauf setze, dass sich einiges von alleine erledigt. Der Instinkt, der bei mir sowieso stark ausgeprägt bin und auf den ich hinsichtlich Menschenkenntnis und Situationen so stolz bin, trägt mich auch hier. Nur vertraue ich im Falle des Vormirherschiebens nicht darauf. Dabei haben sich schon viele Dinge in Luft ausgelöst, die hätte ich sie gleich erledigt, vertane Zeit gewesen wären.
Ich habe immer geglaubt, dass wenn ich nur weniger Verpflichtungen hätte oder die richtige Zeit kommt, dass dann auf einmal dieser strukturierte Abarbeiter in mir erwacht und mich zu neuem Leben erweckt. Aber das wird nicht passieren. Es ist das Auf und Ab, das ich brauche. Weil ich mir die meisten Verpflichtungen selbst auflade und zwar genau aus dem Grund, dass ich es gerne mag auf vielen Hochzeiten zu tanzen, unter Strom zu stehen, Energie zu haben und dann das genaue Gegenteil davon, nämlich die nichts-tun-und-faul-herumliegen-Wochenenden.
Es gibt noch zwei andere Dinge, die ich aus diesem Buch mitgenommen habe. Aber das Wichtigste ist, dass wenn ich mal wieder der Selbstkasteiung verfalle, mich daran zu erinnern, dass „Prokrastination keineswegs mit völligem Nichtstun gleichzusetzen ist. Der Aufschieber tut selten gar nichts, sondern beschäftigt sich durchaus mit irgendwie sinnvollen Aufgaben.“
Und so arbeite ich weiter an der Kunst des effektiven Arbeitens durch gepflegtes Nichtstuns. Und tue dabei sehr viel.
Auf weiterhin ständiges Prokrastinieren. Nur fröhlich dieses Mal.
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So wahr. Gut, dass du uns daran erinnerst und das schlechte Gewissen milderst. Du machst alles richtig und mir damit viel Freude <3
Ich danke dir! Du hast meinen Tag, mein Wochenende und die nächsten Wochen vermutlich auch gerettet. Zumindest habe ich gerade einen unheimlichen Aufschwung an Motivation bekommen, Dinge zu tun – egal was 😉
Liebsten Gruß! Sina
hach, wie wahr. Ich danke dir für diese, deine wunderbaren Worte und wünsche dir noch ein zauberhaftes Wochenende voller schöner Momente des Tuns und Nichttuns. Liebe Grüße, Theresa
ich denke, ich werde die buchbestellung nun nicht mehr länger der prokrastination hingeben, sondern genau das genau jetzt erledigen. (und mich dann sehr strukturiert fühlen, wenn ich es geschafft habe, im ernst.)
hach; wunderbarer buchtipp, lieben dank stephanie – hilft vielleicht für diesen einen moment des lesens. das aufschieben ist auch mir ein großer begleiter, der die sicht vernebelt, um ja nicht die wunderbaren dinge zu erkennen, die man drumherum geschaffen hat. ach ja: und danke für die 25 minuten zeit, die kommen seit dezember hin und wieder zum einsatz und helfen den blick zu klären:) herzliche grüße, daniela
„Ich beispielsweise schaffe jede Menge: Ich schreibe diesen Blog, ich koche und backe, mehr als ich jemals essen kann, ich lese in einem Monat mehr Bücher als manche Menschen in einem ganzen Jahr, ich arbeite und erfülle mir nebenbei meine Träume und verdammt ich lebe, was alleine schon viel zählt.“
Aber echt, ich finde das ganz schön bemerkenswert 🙂
ha wie wunderbar, gerade über ulma hergekommen, begeisterte grüße einer bekennenden prokrastiniererin, die lebt…, und wie! herzlich ghislana
Danke für diese Worte. Ich selbst bin auch mein strengster Ankläger und das hinterlässt so ungute Gefühle. Das kleine Büchlein werde ich wohl haben müssen. Und dann weg mit dem vorwurfsvollem Gewissen.
Hab ein wunderbares Pfingstwochenende, liebste Grüße und danke nochmal, Eva
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