Glück im Unglück
Diese stillen, unausgesprochenen Vorwürfe, die in der Luft liegen. Wenn das Ungesagte schwerer wiegt als das Gesagte. Und die wenigen Sätze getragen sind, vom dem was so verletztend sein kann: Die Grausamkeiten des Alltags. Jeder Satz ein Treffer. Max Frisch beherrscht sie wie kein zweiter. Und hat sie skizziert. So wenig bekannt und doch eines meiner liebsten von ihm. Die Erzählung eines Paares. Die Unterhaltung auf der Autofahrt. Keiner der Sätze falsch. Die Syntax stimmt, die Worte sind wohl gewählt und so gut verpackt, dass ich lese und lese und mich frage, wo er denn da ist dieser Vorwurf an den anderen. Der nur ganz leise mitschwingt, nie offen vorgetragen wird und vielleicht gerade deswegen umso lauter scheint. Da bricht sie nur manchmal verhalten heraus. Eine kurze offene Anfeindung, sogleich wieder zurückgenommen. Bei dieser leisen Zermarterung und der großen Frage der Schuld lesend dabei zu sein, schnürt den Hals zu. Das nicht wegsehen-können und es-kommen-sehen. Die Skizze eines Unglücks. Das große Bild des Glücks.
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