27. April

Hack das Brot

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Den Begriff des Hackens kennt man aus der Computerszene. Die schlauen Programmierer, überfordert von Informationsflut und Dateien schrieben einst Hilfsprogramme, um Software über verschiedene Rechner zu synchronisieren, Aufgabenlisten zu verwalten und To dos zu verteilen. Der RSS-Feed entstand so.
Heute ist es Hacking ein Synonym für alles,  „dass ein alltägliches Probleme auf clevere, nicht-offensichtliche Art und Weise löst.“ Damit es schnell und effizient geht. Auch das Leben. Das nennt man dann Lifehacking. Mc Gyver-Tricks für den Alltag gewissermaßen. Wie man T-Shirts faltet oder Granatäpfel schält.

Ich habe einen leichten Hang dazu mein Leben vollzupacken. Das bringt mit sich, dass manche Dinge nicht gehen. Sauerteigbrot beispielsweise. Nicht das Essen desselbigen. Aber das Backen von Sauerteigbrot und mein volles Leben vertragen sich nicht.  Es ist eine kleine Wissenschaft für sich. Mich würde es nicht wundern, wenn es dafür einen eigenen Bacherlor-Studiengang gäbe. Es fallen Schlagworte wie Dreistufenführung. Vereinfacht gesagt muss man einen Vorteig ansetzen, den richtigen Vorteig. Hier scheiden sich schon die Geister ob mit oder ohne Hefe. Dieser Vorteig, der dann als Ansatz dient, muss gehegt und gepflegt werden. Was bedeutet, dass er regelmäßig alle zwei Tage zugefüttert werden muss. Es soll Menschen geben, die Wecker stellen, um zum richtigen Zeitpunkt Mehl unterzurühren. Ich habe auch diverse Anläufe gestartet, aber zum eigentlichen Brot kam es nie, denn  irgendwie kollidierten Teig, Terminkalender und Geschäftsreisen. Der wenige Schlaf, den ich habe, ist mir heilig: Um es kurz zu machen: Ich möchte ein Brot. Kein Kind.
Also war das eben nichts mit dem selbstgemachten Sauerteigbrot und mir.

Bis ich es gehackt habe. Sauerteigbrot geht nämlich auch in schnell. In relativ schnell für Sauerteigbrotverhältnisse. Natürlich ist es gemessen an den Experten kein echtes. Mir genügt es. Es bildet eine schöne Kruste, es hat diesen eigenen Malzgeschmack, es ist feucht-saftig, dieses Brot kann nicht trocken werden. Es ist ein Brot so gut, dass man sich fragt: Wozu Käse? Warum Wurst?
Und es lässt ein Leben neben dem Brot zu.

  • 425 Gramm Mehl [ich nehme Roggenmehl, habe aber aber auch schon Weizen- und Dinkelmehl oder eine Mischung aus allem genommen]
  • 1/4 Teelöffel Trockenhefe
  •  2 Teelöffel Salz
  • 200 Milliliter Wasser
  • 100 Milliliter Bier
  • 1 Esslöffel Essig

Alle Zutaten mischen. Falls der Teig zu flüssig und klebrig ist, mehr Mehl dazugeben. Für zwölf Stunden in einer Schüssel, die mit Frischhaltefolie abgedeckt ist, ruhen lassen. Nochmals kneten. Und in einen mit Backpapier ausgelegten, feuerfesten Topf geben. Nochmals mit Folie abdecken und zwei Stunden ruhen lassen. Die Folie abnehmen, Deckel drauf und bei 175 Grad für eine halbe Stunde backen. Den Deckel abnehmen und nochmals 20 Minuten backen.
It´s a hack. It´s a  Brot hack.005

5 Responses

  1. mme ulma sagt:

    da haben wir eine sehr ähnliche sauerteigbrotbiographie. das klingt nach einer sehr guten option. fehlt mir noch ein deckel für die feuerfeste form, aber daran solls dann wohl nicht scheitern.

  2. Annett sagt:

    schön, daß du wieder da bist! liebe grüße, annett

  3. stepanini sagt:

    Liebe Annett, danke. Ja, habe ein wenig gefremdelt gestern, aber jetzt wieder da. Und gerade bei Dir gewesen und noch ganz beseelt von dem schönen Musil-Gedanken.

  4. karamelo sagt:

    Eigentlich hatte ich mich schon vom Brotbacken im
    Allgemeinen verabschiedet. Denn irgendwie kommen wir nicht zusammen, das köstlich, knusprige Selbstgebackene und ich. Selbst wenn es keiner mehrtätigen Vorbereitung und Pflege bedarf. Trotz diverser Versuche, diverser Rezepte und diversen Backmethoden wird es einfach unter meinen Händen nichts! Es gibt Dinge, die man vielleicht einfach anderen überlassen sollte, die es können. Auch wenn mam es selbst gern könnte. Dein Rezept klingt verlockend. Beim
    Lesen also beschlossen: Letzte Chance, liebes Brot. Ich versuche mich noch einmal an dir!
    Und werde berichten 🙂

  5. stepanini sagt:

    Ja, gib dem Brot eine Chance. Wenn noch eine, dann dem. Und vielleicht mit Weizenmehl probieren. Roggen ist ja klebriger, pampiger und zuweilen zickiger.

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