21. September

Kleine Ahnung

Ein kleines Video von nicht einmal drei Minuten. Wolf Wondratschek, den ich bewundere, der mich immer wieder anrührt. Ich habe mich oft seiner Worte bedient, wenn meine eigenen nicht ausreichten.

„Geh nicht weg wie jemand, der nicht wiederkommt. Komm nicht zurück wie jemand, der bleibt“ hat er geschrieben und als einer mich fragte, wie viel Nähe mir den genehm sei, war das die Antwort. „Nicht ein Augenzwinkern verrät, dass sie gern leben“, schreibt er in seiner »Kleinen Rede an die Herren in den Flugzeugen“ und das war der Satz, den ich zitierte, als ich erklären sollte, warum es nicht mehr ging.

Eine Ahnung von ihm und seiner Arbeit gibt dieser kleine Film. Von seiner Bedingungslosigkeit sich selbst, seiner Arbeit und dem Leben gegenüber. Wondratschek, der ging, der verschwand, und wer macht das schon, weil er nicht einverstanden war mit dem Bild von sich selbst und dem, das andere von ihm hatten.
Man erhält eine Ahnung davon, wie es ist, wenn einer sein Leben ganz der einen Sache widmet. Dieses sich nicht zufrieden geben, das immer weiter suchen. Darüber, wie schwer es Gedichte heute haben und damit nochmals mehr die Menschen, die sie schreiben. „Man muss tief graben, um das hochzuholen … Was glauben die Leute eigentlich? Dass es das im Supermarkt gibt? … Das liegt nicht neben der Kasse in Buchhandlungen. Die haben keine Vorstellung davon, in was für ein Leben man investiert.“ sagt er.

Nicht einmal drei Minuten. Fast wie ein eigenes kleines Gedicht. 2:43. Das ist nicht lang und man bekommt vielleicht den Hauch einer Ahnung, wovor ich mich tief verneige.

 

2 Responses

  1. Herr R. sagt:

    Dieses kompromisslose, zehrende Investieren in ein kreatives Leben ist vielleicht nur wahren Künstlern vorbehalten. Für mich war das Schreiben eher Notwehr. Gegen Einsamkeit, unbeantwortete Fragen, die Widerstände des Lebens. Früher mehr. Heute mehr gegen die Routine des Alltags. Alles hat seinen Platz und seine Zeit.

  2. Eva sagt:

    Danke! Stepanini! Ein großartiges Video! Genau so ist es mit den kreativen, künstlerischen Prozessen. Die gibt’s halt nicht im Supermarkt!

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