nicht verlieren
Es gibt Phasen der Trauer und ob das nun vier oder fünf sind, die erste ist die des Verdrängens und des es nicht wahrhaben Wollens. Dieses Buch handelt davon.
Und von der Liebe. Der einen großen.
Einer, der sich zuerst nicht festlegen wollte, lieber unstet lebt, Verhältnisse und Liebeleien pflegt, begegnet seiner großen Liebe.
Nach vier Jahren stirbt sie.
Und er lässt nicht los.
„Wie soll ich es Ihnen mit einem Wort erklären? Sie haben sie ja nicht gekannt. Welches Bild von ihr kann ich für immer in mir bewahren, welches Bild, das niemand mir nehmen kann, nicht einmal das Leben, das weitergeht?“
Das Buch lässt mich nicht los. Vielleicht sind es die autobiographischen Züge des Autors Erik Orsenna, eines französischen Intellektuellen und zeitweiligen Redenschreibers von Mitterand. Vielleicht aber auch, dass es von Verlust handelt, aber auch von Leidenschaft und Leben. Vielleicht weil es zart und feinfühlig, aber nie rührselig ist. Vielleicht weil es schwer ist, verwirrt, poetisch verwirrt und dann wieder klar und irgendwie doch ganz leicht. Vielleicht weil es weh tut und froh macht. Oder vielleicht weil es so herrlich trotzig ist.
Ich höre sie, die ganzen weisen Sätze, wohlgemeint und schön verpackt: Du musst loslassen.
Nein, muss er nicht. Und wie soll das bitte gehen? Als sei das eine rein rationale Entscheidung. Der Kopf lässt los, ja, aber das Herz hält fest.
Der eine, von dem das Buch handelt, der hält fest. Einfach fest, so lange es nur geht. Schlägt alle guten Ratschläge in den Wind. Wer sagt, dass das nicht geht?
Warum lässt mich dieses Buch mich nicht los? Vielleicht weil es einfach ein gutes Buch ist. Und in jeder Phase zu empfehlen.
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Das klingt nach einem Buch für mich. Ich habe oft den Gedanken, dass ich mich „besser“ auf den Tod lieber Menschen vorbereiten sollte. Ich weiß, dass es nicht geht. Aber es würde mir gut tun, es zumindest zu versuchen. Ein Buch, das schwer ist und leicht…das könnte genau das Richtige sein.
das klingt nach einem tollen Buch, besten Dank für den Tipp. deine Schilderungen faszinieren mich bereits..
ich mag das, dieses ineinandergreifen von primär- und sekundärtext, dieses so genau dazumanteln deiner worte.