Gesprächsverkehr
Ich verliere manchmal in Gesprächen den Anschluss. Die Sache ist abgehandelt, man ist zum nächsten Thema gewechselt, die Meinung hat sich schon gebildet und ich hänge noch fest, klebe an einem Gedanken und bin dann für kurze Zeit draußen. Ich gehe kurz eine rauchen im Kopf.
Ich klinke mich aus, weil ich aus einer Mischung aus Bewunderung und Unverständnis, immer diejenigen beobachte, die sich einer Sache sicher sind oder sie vehement vertreten. Ich bin noch am Suchen des Weges, da ist der andere schon längst angekommen. Während ich noch überlege, ob man nicht doch die Abzweigung hätte nehmen können, ist der Zug schon abgefahren. Ohne mich.
Heute morgen dann das gefunden, was ich letzt gesucht habe, als ich mich im Kopf verlaufen habe. Eine Formulierung, die gerade passend gewesen wäre.
„Hoffnung auf den Feierabend, Hoffnung auf das Wochenende, all diese lebenslängliche Hoffnung auf Ersatz, inbegriffen die jämmerliche Hoffnung auf das Jenseits, vielleicht genügte es schon, wenn man den Millionen angestellter Seelen, die Tag für Tag an ihren Pulten hocken, diese Art von Hoffnung nehmen würde: groß wäre das Entsetzen, groß die Verwandlung.
Wer weiß! Die Tat, die wir Verbrechen nennen, am Ende ist sie nichts anderes als eine blutige Klage, die das Leben selbst erhebt. Gegen die Hoffnung, ja, gegen den Ersatz, gegen den Aufschub.“ Hat Max Frisch in Graf Öderland geschrieben. Hätte ich gerne eingeworfen ins Gespräch, aber da war es schon zu spät.
Darin könnte ich mich einen ganzen Abend lang verlieren. Vielleicht sogar ein ganzes Leben. Aber ich muss jetzt auch weiter.
Ein Spaziergang durch den Park, um die Gedanken und den Kopf zu sortieren und auf einmal lief sie vor mir. Einer der kleinen-großen zärtlichen Rührungsmomente des Alltags. Relativiert alles.
Luftballonleichtigkeit, die allem jegliche Schwere nimmt. Auch das. Immer wieder.
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wow – was für ein Zitat. Darüber werde ich mich jetzt in meinem Kopf verlaufen 😉
Herzlichen Dank für diesen schönen Denkanstoß – mir geht es oft sehr ähnlich und Frischs Worte berühren mich sehr.
Alles Liebe, Nora
Danke! Wunderbare Worte
Lg,
Werner
Ein ganz wunderbares Bild! Wenn die „Hoffnung auf“ mal Pause macht….